Die Selgersdorfer Sopranistin Johanna Kurth (l.) und die aus
Kirchberg stammende Mezzosopranistin Beate Heuser brachten
von der Orgelempore aus ein stimmgewaltiges Passionsrepertoire zu Gehör.
Foto: Jagodzinska
Selgersdorf.Ein gelungenes Benefiz-Passionskonzert in der Pfarrkirche St. Stephanus Selgersdorf wurde zugunsten des Jülicher Hospiz-Fördervereins und desambulanten Hospizdienstes veranstaltet. Ausführende Sängerinnen waren die stimmgewaltige Selgersdorfer Sopranistin Johanna Kurth und die ausdrucksstarke Mezzosopranistin Beate Heuser aus Kirchberg, heute aber wohnhaft in München.
Begleitorganist Karl-Hans Crützen führte mit Bachs Orgelsolo Präludium in F-Dur ins Repertoireein und glänzte später als Solist.
Das Konzertgliederte sich in vier Kategorien: Zunächst in die „Messe brève“ von Leo Delibes und die etwas ältere Deutsche Messe von Franz Schubert. Delibes verzichtet in seinem Werk, das die Sängerinnen zweistimmig interpretierten, auf die Messteile „Credo“ und „Benedictus“, fügte aber nach dem „Sanctus“ das in Frankreich gebräuchliche „O salutaris hostia“ (O heilbringendes Opfer) in seine Messe ein. Bei Schuberts Werk handelt es sich eigentlich um vier Gesänge zur Feier der heiligen Messe, begonnen mit dem bekannten „Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken?“ Kurth und Heuser brachten die Gesänge im Wechsel zu Gehör. Zwischen den Konzertteilen trug Pfarrer Dr. PeterJöcken zwei Rezitationen vor: „Von der Freude und vom Leid“ aus der Feder des libanesisch-amerikanischen Dichters und Philosophen Khalil Gibran und die„Besinnung über den Geist“ von Hesse.
In der Rezitation von Gibran hieß es unter anderem: „Wahrhaftig, wie die Schalen einer Waage hängt ihr zwischen eurem Leid und eurer Freude. Sie sind untrennbar“. In Hesses Besinnung hingegen führt „liebendes Dulden uns dem heiligen Ziele näher“.
Vier Choräle aus der Matthäus-Passion von Bach, im Wechsel im Sopran und Mezzosopran interpretiert, gestalteten Teil drei des Repertoires. Dazu zählte Choral 53:„Befiehl du deine Wege“. Teil vier widmete sich den Vertonungen der Gebete „Ave Verum“ und „Ave Maria“. In ersterem wird der „wahre Leib“ verehrt, in letzterem die Gottesmutter gegrüßt. Während die Sängerinnen zwei Kompositionen des „Ave Verum“, von Mozart und Camille Saint Saëns erklingen ließen, zählten fünf Vertonungen des Ave Maria zum Repertoire. Dieses Gebet ist eines der am häufigsten vertonten Gebete des Abendlandes. Während der Vorträge wurde zugunsten der Andacht auf Applaus verzichtet. Zum Ende des Konzertes hingegen ernteten die drei Ausführenden ihren wohlverdienten Lohn.
AZ vom 16.10.2009:
Liederabendvoller Poesie und Melodik
Jülich. Ein Repertoire das von Klassik und Oper bis hin zu Liedschaffen
reichte, bestimmte einen bemerkenswerten Liederabend in
derJülicher Schlosskapelle mit Mezzosopranistin
Beate Heuser (Kirchberg/München),Sopranistin Johanna Kurth
(Selgersdorf) und dem Pianisten Rainer Friedrich (München)
Nebenden lyrisch kantalinen Normen eines Robert Schumann,
mit der strengen undpoetisch eigenen Gefühlswelt, oder
dem bemerkenswerten Liedschaffen eines Gustav Mahler,
mit dem Stimmungsgehalt einer Traumwelt, standen die
volksliedhaften und ariosen Klavierlieder von
Mozart im Mittelpunkt.
Auch die einfache und elementare Tonsprache von Händel
und die sprühende Melodik inden Verzierungen von Rossini
sowie die eigene, elementare Klangkombinationeines Gershwin
begeisterte die Zuhörer. Zusammengefasst bot das
Ensemble eine höchst anspruchsvolle Programmgestaltung
mit Poesie und heiterer Formulierung.
Fauchende Komik
Die Singstimmen fanden in geradezu spielerischer Diktion
zueinander und vollführten im Katzen-Duett (Rossini)
fast eine fauchende und angriffslustige Komik...
die von zahlreichen Besuchern in der Schlosskapelle
mit Begeisterung gefeiert wurde.